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Wie Bauverordnungen das Bauen ins Stocken bringen

In Deutschland herrscht aktuell große Wohnungsnot, die sich nicht nur auf höhere Material- und Arbeitskosten zurückführen lässt. Auch Bauverordnungen stellen eine große Hürde dar. Zahlreiche Verbände und Organisationen fordern eine Reformierung.

18 Monate bis zur Baugenehmigung

Die Anzahl der Autostellplätze, der Abstand zum Nachbarn, die Breite von Zufahrten – in Deutschland herrschen bis zu 20.000 Bauvorschriften. Diese sollen dafür sorgen, dass Ordnung herrscht und die Sicherheit der Bewohner gewährleistet ist. Wofür sie aber nicht sorgen: Eine schnelle und umfangreiche Schaffung von Wohnraum. Denn Bauverordnungen nehmen viel Zeit und Geld in Anspruch: Zwischen Bauantrag und Baugenehmigung liegen oft bis zu 18 Monate.

Ein weiteres Problem ist, dass die Bauvorschriften in jedem deutschen Bundesland nochmal anders sind. Laut Barbara Ettinger-Brinckmann, Präsidentin der Bundesarchitektenkammer, gebe es in Deutschland entsprechend der Anzahl seiner Bundesländer 16 verschiedene Architektengesetze und 16 verschiedene Landesbauordnungen. Die Begründung dafür? “Architektur gehört zur Kultur, und die Kulturhoheit liegt bei den Ländern”, wie sie gegenüber der Süddeutschen verlautete.


Als problematisch dürfte sich das für Bauunternehmen, Bauträger oder Architekten erweisen, die länderübergreifend arbeiten. Oftmals lassen sich Projekte ohne die Unterstützung von Rechtsexperten kaum mehr umsetzen – denn: “Manche Regeln stellen je nach Kontext unterschiedliche Anforderungen an das Bauen und sind somit in sich widersprüchlich, oder […] nur dann zu verstehen, wenn man juristisches Spezialwissen” hinzuzieht, wie eine Baukostensenkungskommission des Bundes Ende 2015 äußerte.


Reformierung am Beispiel der Niederlande

Die Resultate sind ein knapper Wohnbestand sowie ein Anstieg der Miet- und Wohnkosten. Sie verursachen zudem nicht selten Rechtsstreitigkeiten und verzögern den Bau von Wohnungen massiv. Angesichts der vorherrschenden Wohnungsnot keine günstigen Voraussetzungen. Daher fordern zahlreiche Verbände und Organisationen wie unter anderem die Architektenkammer, der Verband privater Bauherren und der Zentrale Immobilien-Ausschuss (ZIA) eine Reformierung der aktuellen Situation.


Auch der Städte- und Gemeindebund kritisierte die zahlreichen Bauverordnungen: Wie Geschäftsführer Gerd Landsberg gegenüber der “Neuen Osnabrücker Zeitung” verlautete, sei es “dringend erforderlich”, dass ein “Abbau überflüssiger Standards und der rund 20.000 Baunormen” eingeleitet wird. Diese müssten vereinfacht und der Genehmigungsprozess beschleunigt werden, um dem fehlenden Wohnungsbestand entgegenzuwirken. Nötig sei es zudem, das Personal in den Baubehörden der Kommunen aufzustocken. Der Bund verwies hierbei auf eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft, wonach es in deutschen Metropolen viel zu wenige Neubauten gebe.


Als Positiv-Beispiel nennen Kritiker oft die Niederlande: Dort werden die Bauvorschriften bereits seit Jahren reformiert und Bauherren größere Freiheiten eingeräumt. Solange sie sich an die vorgegebenen Ziele und Richtwerte halten, können sie selbst festlegen, wie sie bei der Energieeinsparung vorgehen oder den Schallschutz gewährleisten. Das erspart nicht nur Kosten und Zeit, sondern sorgt auch für enormes Innovationspotenzial: So wurden energiesparende Konzepte eingeführt, die in Deutschland kaum denkbar sind.


Quelle: Anlegen in Immobilien

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